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Energieholz aus der Landschaftspflege
23. 06. 2014Was mit Holz aus der Landschaftspflege, vorrangig der Heckenpflege, ökonomisch sinnvoll angestellt werden kann, wird gegenwärtig in einer Kooperationsstudie der LEADER Aktionsgruppen Barnim und Märkische Seen untersucht. Untersuchungsgebiete sind der Regionalpark Barnimer Feldmark und ein Landschaftsstreifen entlang dem Finowkanal.
Die Barnimer Feldmark ist ein vorrangig landwirtschaftlich geprägter Kulturraum im Dreieck der Landkreise Barnim und Märkisch-Oderland sowie Berlin. Typisch sind hier viele wertvolle Landschaftselemente wie Hecken, Baumreihen und Kopfweiden. Die Region besitzt ein gut ausgebautes Wegenetzt aus Rad- und Wanderwegen sowie Ortsverbindungsstraßen und landwirtschaftlichen Wegen. Neben Einheimischen wird dieses gerne von Touristen vorwiegend aus der Hauptstadtregion genutzt.
Die zu untersuchende Problemlage stellt sich hier so dar: Die zahlreichen Gehölze müssen gepflegt werden, um ihren Charakter als Landschaftselement zu bewahren und um das Wegenetz zu erhalten. Aufgrund der erheblichen Kosten können das die verantwortlichen Kommunen jedoch nicht im notwendigen Umfang realisieren. Deshalb drohen viele Hecken und Feldgehölze zu überaltern und ihren Wert als Biotop zu verlieren. Auch das Landschaftsbild verändert sich. Und die Nutzung der Rad-, Wander- und alten Ortverbindungswege wird teilweise erheblich eingeschränkt. Auch aus Sicht der örtlichen Landwirte ist eine verstärkte Gehölzpflege wünschenswert, um die Bedingungen für die Nutzung von Feldern und Feldwegen zu verbessern. Außerdem könnten durch eine verstärkte Pflege bisher ungenutzte Holzpotenziale erschlossen und z.B. dem wachsenden Energieholzmarkt zur Verfügung gestellt werden.
An diesem Mix von Erfordernissen und sich daraus ergebenden Aufgaben setzt die Studie „Wertschöpfungskette Energieholz“ an. Im Auftrag der LAGen Barnim und Märkische Seen, unterstützt durch das Innovationsnetzwerk Innoholz und das Energiebüro MOL der Bioenergie-Region Märkisch-Oderland, realisiert die Gesellschaft für Technologietransfer UG das anspruchsvolle Projekt.
Ziel ist es, Grundlagen zu schaffen, um die Gehölzpflege zu verbessern und wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten. Gemeinsam mit regionalen Behörden, Kommunen, Landwirten und Unternehmern werden Lösungen erarbeitet, um Pflegemaßnahmen effizienter durchführen und Deckungsbeiträge aus der Vermarktung der anfallenden Holzbiomassen erwirtschaften zu können. Die wichtigsten Hindernisse für effiziente Abläufe sind die geographisch verstreuten kleinen Pflegeeinheiten und der hohe Planungs- und Genehmigungsaufwand für jede Maßnahme. Um den Organisationsaufwand zu senken und um wirtschaftlich sinnvolle Einheiten zu schaffen, müssen nah beieinander liegende Landschaftselemente mit vergleichbaren Anforderungen an die Pflege zu Pflegeblöcken zusammengefasst werden.
In der Barnimer Feldmark wurden Landschaftselemente an rund 300 km Radwegen, an den Wanderwegen so-wie an Ortsverbindungswegen und KAP-Straßen aufgenommen und kartiert, für deren Pflege die jeweiligen Gemeinden verantwortlich sind. KAP-Straßen sind landwirtschaftliche Straßen, KAP kommt dabei vom Begriff Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion, dem Zusammenschluss mehrerer LPG und/oder VEG in der DDR zur gemeinsamen Pflanzenproduktion.
Während Alleen und Obstbaumreihen durchweg in gutem Pflegezustand sind, bestehen erhebliche Pflegerückstände bei Strauch- und Baumhecken, Gehölzstreifen, Gehölzflächen und Pappelreihen. Auffallend ist der hohe Anteil überalterter Baumhecken und Gehölzstreifen. Gelingt es, diese durch entsprechende Pflegeeingriffe in strukturreiche Biotope umzuwandeln, werden nicht nur Effekte für den Naturschutz und die Verkehrssicherheit auf den anliegenden Wegen erzielt.
Durch eine verstärkte Pflege könnte im Projektgebiet die Gewinnung holz-artiger Biomasse aus der Landschaftspflege von derzeit ca. 300 t atro pro Jahr mehr als verdoppelt werden. Damit ließen sich Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien vor allem auf kommunaler Ebene realisieren.
Allerdings sind die kommunalen Gehölze gleicher Pflegekategorien zu weit verstreut, um Pflegeblöcke zu bilden und um die benötigte Technik auszulasten. Insgesamt sind nicht ausreichend Gehölze in kommunaler Hand, um Investitionen in Technik zu rechtfertigen. Für zukünftige Pflegekonzepte müssten die Kommunen deshalb sowohl untereinander als auch mit anderen Besitzern zusammenarbeiten. Das könnte in Form eines verbesserten Informationsaustauschs oder durch eine gemeinsame Planung und Organisation erfolgen. Ideal wäre das Einrichten gemeinsamer Sammel- und Aufbereitungsplätze für Landschaftspflegeholz.
Als Grundlagen für eine verbesserte Zusammenarbeit wird in dem Projekt ein Schwerpunkt auf Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation mit regionalen Akteuren gelegt. Das Interesse an dem Thema ist bei Kommunen, Behörden, Unternehmern und Landwirten gleichermaßen groß. Das zeigen unter anderem die Teilnehmerzahlen bei den durchgeführten Workshops und an der Fachveranstaltung „Bioenergie und Landschaftspflege“ am 20. Februar 2014 in Ahrensfelde, die über 70 Teilnehmer anzog. Ein Höhepunkt war da die Maschinenvorführung der Firma Greetec A/S, die zwei Ausführungen der Spearhead-Baumsäge im Einsatz an einer Schlehenhecke zeigte. Arbeitsproduktivität und Schnittergebnis stellen Landwirte, Landschaftspfleger und die Gemeinde Ahrensfelde als Heckenbesitzer gleichermaßen zufrieden.
Im weiteren Projektverlauf werden Umsetzungsempfehlungen im Bereich der Pflege- und Bereitstellungslogistik mit Unternehmern und Gemeindevertretern erarbeitet und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den Akteuren weiter konkretisiert.
Quelle: Holzweginfo
Bild zur Meldung: Energieholz aus der Landschaftspflege