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Letten auf Entdeckungsreise
26. 01. 2015Groß Schauen (MOZ) Was haben ein Kindergarten, ein privater Landwirtschaftsbetrieb, eine Fischereigenossenschaft und ein Museum miteinander gemeinsam? In Groß Schauen sind sie Knoten in einem Netzwerk, das das Dorf lebendig erhält und wachsen lässt.
Das wollte sich eine lettische Delegation, die zur Grünen Woche angereist ist, einmal genauer ansehen. Es waren 32 Leute, im Durchschnitt 40 Jahre alt, die sich über das Lettische landwirtschaftliche Beratungszentrum in Ozolniki zusammengefunden hatten. Einige sind direkt in der Landwirtschaft tätig, die meisten jedoch arbeiten als landwirtschaftliche Berater. Auf Groß Schauen als Beispiel eines "Offenen Dorfes" sind sie über das Internet gekommen, in dem sie Berichte von der Brandenburger Landpartie gefunden hatten. "Wir wollen sehen, wie die Kooperation zwischen Gemeinde, Bewohnern und Betrieben funktioniert und wie die EU-Mittel für den ländlichen Raum nachhaltig eingesetzt werden können", erklärte Kristine Zepere vom Beratungszentrum.
Am Donnerstag nun führte Ortsvorsteher Holger Ackermann die Gruppe in Groß Schauen genau zu den genannten vier Netzwerkpunkten. Gleich in der Kita gabs das erste Anschauungsbeispiel, ist sie doch in einem sogenannten Netzwerkhaus untergebracht. Das zu drei Viertel durch LEADER geförderte Gebäude mit einem Investitionsvolumen von 450 000 Euro wird zum größten Teil durch die Kita eingenommen. Es beherbergt jedoch in einem einzigen Raum, der den Kindern als Speiseraum dient, das Büro für die Gemeinde und alle vier Vereine im Dorf.
Die meisten der lettischen Gäste schrieben fleißig mit und fotografierten. Das hielt sie nicht davon ab, eine Grundstrategie für Erfolg nicht nur bildlich zu verinnerlichen: "Wir sind bemüht, unsere Produkte selbst herzustellen, selbst zu veredeln und selbst zu vertreiben", so Holger Ackermann. Zum Beweis durfte jeder nach Belieben Apfelsaft aus Groß Schauen, Honigbier aus Fürstlich Drehna und Kartoffelschnaps aus "Fritzes Buddelschluck" in der Steingutflasche probieren.
Auf dem typisch Brandenburgischen Vierseitenhof von Landwirt Fritz-Walter schauten sie durch eine Glasscheibe in die hofeigene Fleischerei und wollten unbedingt den Verkaufswagen ansehen, mit dem Wurst auf die Wochenmärkte gebracht wird. "Mit unserer Wurst nach alten Rezepten ohne Konservierungsstoffe haben wir als kleiner Betrieb eine Lücke gefunden, die uns hilft zu überleben. Auf den Wochenmärkten haben wir unseren größten Umsatz", erklärte Landwirt Peter.
Die Geschäftsführerin der Fischereigenossenschaft Köllnitz, Gabriela Witzke, berichtete von ihrer Strategie: Fang, Verarbeitung und Vermarktung in eigener Gaststätte und Hofladen. Besonders beeindruckt waren die lettischen Gäste von dem Museum der Sielmann-Stiftung. Ihr Fazit: "Das alles hätten wir in einem so kleinen Dorf nicht vermutet."
Quelle: Märkische Oderzeitung
Bild zur Meldung: Letten auf Entdeckungsreise