Bürgerschaftliches Engagement und demografischen Wandel im Kontext ländlicher Räume
In seinem aktuellen Newsletter setzt sich das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) besonders intensiv mit bürgerschaftlichem Engagement und demografischen Wandel im Kontext ländlicher Räume auseinander und veröffentlicht interessante Beiträge:
In seinem Gastbeitrag behandelt Dr. Christof Eichert, Vorstand der Herbert Quandt-Stiftung, bürgerschaftliches Engagement und demografischen Wandel im Kontext ländlicher Räume. Dabei stellt er insbesondere den zunehmenden Verlust klassischer öffentlicher Orte der Begegnung im ländlichen Raum heraus. Was kann die Bürgergesellschaft und ihr Engagement in menschenarmen Regionen leisten, welche Formen bringt sie hervor und welche Förderung benötigt sie? Eine zentrale Herausforderung ist dabei die Entwicklung einer Engagement-Strategie, die auf alle Biografie-Epochen eingeht und sich zugleich von den überkommenen, romantisierenden Vorstellungen des ländlichen Raums löst. Dann w ird auch erkennbar, dass bürgerschaftliche Innovationen im ländlichen Raum durchaus stadttauglich wie auch in der Stadt entwickelte Formen auf dem Land adaptierbar sind. Es geht nicht um die Restaurierung ländlicher Räume als Wiederholung des Gewesenen, sondern um die Erfindung des Neuen. Dabei hat die Bürgergesellschaft eine wichtige Rolle, denn: »Engagement ist die Basis der traditionellen Bürgergesellschaft, aber auch der Kern innovativer Formen zivilgesellschaftlicher Organisation.«
Gastbeitrag von Christof Eichert unter
http://www.b-b-e.de/fileadmin/inhalte/aktuelles/2014/04/NL08_Gastbeitrag_Eichert.pdf (168 kB)
Forderungen aus dem Bund der Landjugend
In seinem Gastbeitrag skizziert Sebastian Schaller, stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), Forderungen aus dem BDL zum Themenbereich Engagement und demografischer Wandel. Voraussetzung aller Bemühungen ist der gesamtgesellschaftliche Konsens, dass das Leben in ländlichen Räumen nicht mit »Wohnen im Park« gleichzusetzen ist: »Der ländliche Raum ist und bleibt Wirtschaftsraum.« Durch den demografischen Wandel stellt sich dabei die Frage der angemessenen Vertretung und Förderung von Kindern und Jugendlichen in einer demokratischen Gesellschaft neu. Wenig hilfreich ist die aus Kostengründen voran getriebene Zentralisierung von Jugendangebote n, bei der Kosten und Zeit der Jugendlichen, diese zu erreichen, gar nicht berechnet werden. Strategien für den ländlichen Raum müssen regional abgestimmt, aber kommunal koordiniert werden und den jungen Menschen Beteiligungsmöglichkeiten bieten. Engagement von Kindern und Jugendlichen muss Teilhabe an echten Entscheidungen mit Erfolgsaussichten sein können – und zwar nicht nur bei Jugendtreffpunkt oder Bolzplatzgestaltung. Wer auf das »Reindrängen« der Jugendlichen allein vertraut, verkennt, dass sich die Relation der Jungen zu den Alten verändert hat.
Gastbeitrag von Sebastian Schaller unter
http://www.b-b-e.de/fileadmin/inhalte/aktuelles/2014/04/NL08_Gastbeitrag_Schaller.pdf (195 kB)
Ehrenamtliches Engagement im Rahmen des demografischen Wandels
Manuel Slupina, Ökonom und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, stellt zentrale Aspekte des ehrenamtlichen Engagements im Rahmen des demografischen Wandel in ländlichen Räumen dar. So zeige sich grundsätzlich, dass der Bevölkerungsrückgang in ländlichen Räumen umso stärker ist, je weiter die Entfernung zum nächsten Oberzentrum ist – dieser Grundsatz gilt aber nur als Gesamtbetrachtung, nicht auf der Ebene einzelner Dörfer. Hier gibt es weitab von Oberzentren stabile Dorfgemeinschaften. Diese zeichnen sich durch hohe Vereins- und Engagementdichte aus. Zugleich zeigen sich Tendenzen, die aus der Sp irale von sinkenden Einnahmen von Dörfern und Kommunen, schwindender ökonomischer Attraktivität und einem Abbau von Infrastruktur herausführen, wie etwa die an vielen Orten entstandenen Dorfläden, in denen neben Lebensmitteln allerlei Dienstleistungen von Post bis Arztsprechstunde angeboten werden. Solche Veränderungen und Trends verlangen nach einer Überprüfung und Anpassung der Rahmenbedingungen zur Engagementförderung.
Gastbeitrag von Manuel Slupina unter
http://www.b-b-e.de/fileadmin/inhalte/aktuelles/2014/04/NL08_Gastbeitrag_Slupina.pdf
Kurt Krambach »Dorfbewegung – warum und wie?«
In der Reihe Papers der Rosa-Luxemburg-Stiftung ist von Kurt Krambach die Publikation »Dorfbewegung – warum und wie?« erschienen. Dorfbewegungen gibt es seit gut 2 Jahrzehnten in verschiedenen europäischen Ländern. Häufig steht am Anfang, dass die letzte Schule oder der letzte Kaufladen aus dem Dorf verschwindet. Während einige resignieren oder auf den Staat hoffen, bilden andere Dorfaktionsgruppen oder andere Dorforganisationen, die sich zum Ziel setzen, das Überleben ihres Dorfes durch eigene Aktivitäten und Projekte zu sichern. Daraus entstandene Bewegungen haben sich regional oder landesweit zusammenschlossen. Bisher wirken in Europa schon 25 solcher Dorfbewegungen, die in einigen Ländern als eine neue zivilgesellschaftliche Kraft anerkannt werden. Selbstbestimmung, Selbstgestaltung und Bündelung der lokalen Akteure sind zentrale Charakteristika dieser Bewegungen. Anhand der bereits in den 1970er bzw.1980er Jahren entstandenen Bewegungen in Finnland, den Niederlanden und Schweden sowie am Beispiel Estlands wird das Phänomen analysiert und verständlich dargestellt. Ebenso werden die entsprechenden Entwicklungen in Deutschland thematisiert. Die Publikation ist als kostenloser Download erhältlich.
Publikation unter
http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/rls_papers/Papers_Dorfbewegung.pdf
Bild zur Meldung: Bürgerschaftliches Engagement und demografischen Wandel im Kontext ländlicher Räume