Fachkräftemangel: Bereits heute alarmierend
In vielen Branchen falle es Unternehmen heute schon schwer, geeignete Fachkräfte zu finden, resümiert die IW-Studie „Fachkräfteengpässe in Unternehmen“. Demografische Trends verschärften die Situation sogar noch. Das arbeitgebernahe Institut berechnete erstmals, wie viele ältere Beschäftigte aus einzelnen Engpassberufen in den kommenden 15 Jahren in Rente gehen. Besonders bei Gesundheitsberufen und Berufskraftfahrern werde es dann schwer, frei werdende Jobs wieder zu besetzen.
Basis für die Erfassung von Fachkräfteengpässen sind Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) zu Arbeitslosen und offenen Stellen im September 2014. Ein Engpassberuf liegt vor, wenn die gemeldeten Arbeitslosen rein rechnerisch die offenen Stellen nicht besetzen können. Da in der Regel nur etwa jede zweite offene Stelle bei der BA gemeldet wird, geht man bereits dann von einem Engpass aus, wenn es je 100 offene Stellen weniger als 200 Arbeitslose gibt.
Als „Fachkraft“ definiert die IW-Studie alle Mitarbeiter, die über eine Berufsausbildung (Fachkraft), einen höheren Fortbildungsabschluss wie Meister, Techniker oder Fachschulabschluss (Spezialist) oder einen Hochschulabschluss verfügen (Experte).
1. In 139 von 615 Berufsbereichen herrscht ein Fachkräfteengpass.
Vor allem fehlt es in den Berufsfeldern „Gesundheit, Soziales und Bildung“ und „Bau- und „Gebäudetechnik“ an qualifizierten Arbeitskräften. Beide Bereiche verzeichnen je 26 Engpassberufe. Im Gesundheits- und Sozialsektor weisen davon zwölf Berufe besonders große Knappheiten auf, in der „Bau- und Gebäudetechnik“ acht Berufe: Hier entfallen weniger als 100 Arbeitslose auf je 100 gemeldete Stellen. Insgesamt 55 Berufe fallen in diese Kategorie besonders stark ausgeprägter Engpässe.
Überdurchschnittlich viele Engpassberufe gibt es auch in den Bereichen „Energie, Elektro und Mechatronik“ (16), „Logistik und Sicherheit“ (14) sowie „Metall“ (13). Hingegen weist „Landwirtschaft und Gartenbau“ nur zwei Engpassberufe auf.
2. Knapp jede vierte Fachkraft arbeitet in einem Engpassberuf.
Gemäß IW-Studie arbeiten 6,7 von 23,9 Millionen Fachkräften hierzulande in einem Engpassberuf. Bei „Gesundheit, Soziales, Bildung“ sind es 1,57 Millionen – rund ein Drittel der Beschäftigten innerhalb dieses Berufsfelds, im Bereich „Maschinen und Fahrzeugtechnik“ mit 865.000 Fachkräften sogar 51 Prozent.
3. Der demografische Wandel verlangt Ersatzbedarf.
Zunehmend prägen die starken Geburtsjahrgänge der 1950er und 1960er Jahre die Altersstruktur der Beschäftigten. Außerdem nahm die Erwerbsquote älterer Menschen deutlich zu. 1999 waren erst 5,2 Millionen Personen ab 50 Jahren sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 2013 bereits 9,1 Millionen. Von 6,7 Millionen Fachkräften in Engpassberufen werden innerhalb der nächsten 15 Jahre 2,1 Millionen Personen den Arbeitsmarkt verlassen – hier steht Ersatzbedarf an.
Die Studie „Fachkräfteengpässe in Unternehmen“ des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) steht hier zum kostenlosen Download bereit.
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