Neue Wege für ländliche Räume - Forschungen zu Innovationen auf dem Lande
Unlängst verabschiedete sich das Wissenschaftsjahr 2015, das sich mit der Zukunftsfähigkeit von Städten befasste. Dahinter stand die Idee, dass nicht nur die großen Ballungsräume zukunftsfähige Konzepte für eine ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung brauchen, sondern dass Antworten auf drängende, gesamtgesellschaftliche Zukunftsfragen auch in den Städten selbst gesucht und gefunden werden können. Die Ausgabe 52 des Institutsmagazins des IRS wagte einen Perspektivwechsel: Können auch ländliche Räume, insbesondere periphere und strukturschwache Regionen Quelle von Innovationen sein und Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen anbieten? Sie können!
Demographischer Wandel, wirtschaftlicher Strukturwandel, Klimawandel und Energiewende – von vielen bedeutenden Transformationsprozessen scheinen ländliche Räume eher betroffen zu sein, als dass sie diese beeinflussen können. Sie leiden unter Abwanderung von jungen und qualifizierten Menschen, spüren die Effekte der Alterung besonders deutlich oder werden Austragungsort von Konflikten um Erneuerbare Energien. Das Gefühl der Ohnmacht scheint für die Gemeinden in strukturschwachen ländlichen Regionen Realität, Vorurteil und Stigma zugleich zu sein. „Natürlich können die großen Herausforderungen, vor denen diese Räume stehen, nicht negiert werden“, sagt Prof. Dr. Gabriela Christmann, Leiterin der Forschungsabteilung „Kommunikations- und Wissensdynamiken im Raum“.
Doch der besondere Problemdruck und gewisse Freiheiten gaben auch den Impuls vieler Akteure vor Ort, neue Wege zu beschreiten und nach innovativen Lösungen zu suchen. Diese Lösungen sind so divers wie die Akteure, die sie initiieren, und die Probleme vor Ort: In einer Gemeinde organisieren Gewerbetreibende eine Kulturwoche, welche zu einem Identitätswandel des Ortes beitragen soll. In einer anderen Gemeinde schließen sich Bauern und Bürger zusammen und gründen ein Bioenergiedorf. In einer dritten bietet ein Sozialunternehmen ein offenes Labor an, in dem jedermann Technologien nutzen kann, zu denen sonst nur ein erschwerter Zugang besteht.
Die lokalen Kontextbedingungen und Akteurskonstellationen in den Gemeinden und die sozialen Prozesse und Verläufe der innovativen Projekte sind Untersuchungsgegenstand des aktuellen Leitprojekts von Christmanns Abteilung. Einen Einblick in die sechs Gemeinden, das Untersuchungsdesign und erste Beobachtungen des seit Jahresbeginn laufenden Projekts bietet der Beitrag ab Seite 8in diesem Heft. Den Bioenergiedörfern (ab Seite 10) ist ein gesonderter Artikel gewidmet.
Der Forschungsgegenstand der Innovation ist auch über die Arbeiten zu ländlichen Räumen hinaus ein zentraler Forschungsgegenstand des IRS. In der Vergangenheit haben Wissenschaftler der Forschungsabteilung „Dynamiken von Wirtschaftsräumen“ von Prof. Oliver Ibert und aus Christmanns Abteilung intensiv zur Prozesshaftigkeit und Räumlichkeit von Innovationen sowie zu sozialen Innovationen geforscht. Welche konzeptionellen Besonderheiten der Kontext des ländlichen Raumes für Innovationen hat, ist Thema eines Interviews mit Christmann und Ibert ab Seite 05 in diesem Heft.
Kontakt:
Prof. Dr. Gabriela Christmann
Leiterin der Forschungsabteilung "Kommunikations- und Wissensdynamiken im Raum"
gabriela.christmann@irs-net.de
03362/793-270
more information:
http://www.irs-net.de/publikationen/irs-aktuell/index.php?id=52
Download der Ausgabe No. 85 des Institutsmagazins "IRS aktuell" von der Website des IRS
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