Rezept des Monats: Die Storkower Tschech-Kugel – Geschichte zum Aufessen
Mit kleinen Hackbällchen wurde in Storkow ein Rezept entwickelt, das einen Teil der Stadtgeschichte aufgreift. Inspiration waren Pistolenkugeln, die König Friedrich Wilhelm IV treffen sollten. Abgeschossen wurden sie 1844 von Heinrich Ludwig Tschech, der von 1832 bis 1841 Bürgermeister der Stadt Storkow war.
Rezept:
500 g Schweinefleisch
500 g Wildfleisch (z.B. vom Gut Hirschaue)
Salz und Pfeffer zum Würzen
2 Eier
100 g Semmelmehl
100 g Zwiebeln
100 g Pastinaken
100 g Wurzelgemüse (nach Wahl)
Das Fleisch in Würfel schneiden und mit den Gewürzen vermengen. Zwiebeln, Pastinaken und Wurzelgemüse putzen und würfeln. Fleisch und Gemüse mit dem Fleischwolf zu einer homogenen Masse verarbeiten und anschließend mit den Eiern und dem Semmelmehl vermengen kleine Bällchen formen und braten.
Dazu passt: Preiselbeersoße
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Und wer nicht selber braten möchte, kann die Tschech-Kugeln auch in den Storkower Gaststätten Zum Fass, Alter Weinberg, Kleine Schänke und im bohèm13 probieren.
Die Geschichte dahinter
Der Berliner Heinrich Ludwig Tschech nahm 1832 die Stelle als Bürgermeister von Storkow an. Er wollte mit seiner an Typhus erkrankten Frau aus den schmutzigen Berlin weg ins Umland, wo die Luft gut und die Bedingungen für die Genesung seiner Gattin besser waren. Leider verstarb seine Frau kurz vor dem Umzug. Der gelernte Jurist trat sein Amt in Storkow an, jedoch machten ihm der Kampf gegen Korruption, Vetternwirtschaft und eingebürgerte Gewohnheiten, wie Holzdiebstahl das Leben schwer. Er kündigte nach 9 Jahren und zog zurück nach Berlin, wo er den König um erneute Anstellung in den Staatsdienst bat. Der Ablehnung folgte dann der soziale Abstieg, was ihn einen grausamen Plan fassen ließ: Am 26. Juli verübte er ein Attentat auf den König Friedrich Wilhelm IV. Die Schüsse aus der Doppelpistole gingen daneben, aber Tschech wurde sehr schnell der Prozess gemacht. Er verlor seinen Kopf und Storkow seinen guten Ruf.
In der Burg in Storkow, auf der das Besucherinformationszentrum des Naturparks Dahme-Heideseen beheimatet ist, wurde Ende März ein neuer Bereich in der Ausstellung zur Burg- und Stadtgeschichte eröffnet, der sich mit dem Bürgermeister Tschech befasst. In dem liebevoll gestalten Ausstellungsbereich kann man neben Texten und Bildern zu Tschechs Geschichte auch das Extrablatt und eine Warnungsanzeige mit dem Tathergang und dem Urteil lesen. Außerdem erklingt das Spottlied, welches als Revolutionslied damals verboten war, in dem es heißt: „Hatte je ein Mensch so’n Pech, wie der Bürgermeister Tschech, dass er diesen dicken Mann auf zwei Schritt nicht treffen kann“.
Öffnungszeiten Burg/Ausstellung: Täglich 10-17 Uhr
Eintritt: Erw. 4,50 €, erm. 3,00 €, ab 7 J. 2,00 €
Ein Beitrag von Naturpark Dahme-Heideseen
Bild zur Meldung: Copyright: Naturpark Dahme-Heideseen